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Schule machen

26. März 2024

Sanieren von Bestandgebäuden ist weltweit ein großes Thema, doch nicht immer, können Ersatzimmobilien für eine temporäre Nutzung gefunden werden. Dieses Beispiel zeigt, dass man mit raffinierten, intelligenten Lösungen Gebäude bei laufendem Betrieb nicht nur für mehr Zukunftsfitness sanieren, sondern sogar auch erweitern kann.

 

von Barbara Jahn

 

Die Uhr tickt bereits sehr laut: Die klimatischen Entwicklungen erlauben keinen Aufschub, es ist allerhöchste Zeit, nicht nur umzudenken, sondern zu handeln. Bis 2050 sollen die jährlichen Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 80 bis 95 Prozent sinken. Deshalb heißt es, ökologische und ökonomische Grundsätze bei energetischen Sanierungen in die erste Reihe zu holen und einmal mehr bestehende Bausubstanz nutzen, Werte erhalten und den Energieverbrauch senken statt neu zu bauen. So geschehen bei der Gesamtschule Niederwalgern, Deutschland, realisiert von Rubner Holzbau GmbH.

 


Rubner hat für die Umsetzung der Sanierung eine raffinierte Methode mit der „Fassade vor der Fassade“ angewandt.


Es gibt noch viel zu tun. Aber es kann aber auch schon viel getan werden. Zum Beispiel so viel wie möglich mit Holz zu bauen. Je mehr desto besser, denn dies gilt als aktiver Klimaschutz und wesentlicher Beitrag der Klimaschutzziele. Denn die größte CO2-Bindung und damit verbunden ein erhebliches Einsparungspotential erfolgt im Bauwesen: Jeder Kubikmeter verbautes Holz speichert den Kohlenstoff aus einer Tonne CO2 und substituiert zudem CO2 aus den meist energieaufwändig hergestellten, nicht nachwachsenden Baustoffen, die ansonsten zum Einsatz gekommen wären.

 


Die Grundschule vor der Sanierung mit ihrer alten Beton-Skelett-Fassade aus den 1970er Jahren.

 

Rubner arbeitet mit dem bei Weitem nachhaltigsten Baumaterial seit mehr als 70 Jahren. Nachhaltigkeit bedeutet auch den Erhalt und die Optimierung von bestehenden Bauten. Ob Industrie- oder Objektbau, jede professionell durchgeführte Gebäudesanierung rechnet sich langfristig. In Deutschland beispielsweise wird rund ein Drittel des gesamten Energiebedarfs für die thermische Konditionierung von Gebäuden verbraucht. Der Bedarf an Heizwärme ist hoch und wird häufig auf ineffiziente Weise gedeckt. Energetische Sanierungen bieten erhebliche Kosteneinsparungen durch optimale Dämmungen und verlängern die Nutzung von Bestandsbauten. Der gesteigerte Wohn- oder Arbeitskomfort und die damit verbundene höhere Akzeptanz des Nutzers rechnet sich somit unmittelbar für den Betreiber oder Investor.

 


Die Fassadenteile wurden schon fertig ausgestattet für das Einsetzen vor Ort angeliefert.


Anlass für die Beauftragung des im deutschen Augsburg ansässigen Unternehmens Rubner war die beispielhafte, erfolgreiche Umsetzung der energetischen Sanierung der Gesamtschule in Wetter im Jahr 2015: Das Beispiel war maßgeblich für die Sanierung einer weiteren Schule in Hessen. Der neue Auftrag in Niederwalgern umfasste die komplette Gebäudehülle für die beiden viergeschossigen, in die Jahre gekommenen Betonskelettbauten aus den 1970ern. Neben der optischen Aufwertung, dem Anbau für eine Mediathek, einer Aufstockung und der Erneuerung der Gebäudetechnik sollte vor allem der Energieverbrauch mit passivhaustauglichen Komponenten die gesetzlichen Vorgaben deutlich unterschreiten.

 

 


Die neue Fassade wurde auf eigenen neuen Fundamenten vor die bestehende Fassade gesetzt.


Entscheidend für die Wahl von Rubner war zudem die Vorgabe einer Realisierung im laufenden Schulbetrieb. Lärm- und erschütterungsintensive Arbeiten, die in die Schulzeit fielen, durften nur innerhalb der Pausenzeiten stattfinden. Gewährleistet konnte dies mit der bewährten, werksseitigen Vorfertigung aller Bauelemente werden. So wurden die Festverglasungen und Fenster bereits im Rubner-Werk Ober-Grafendorf in Österreich unter Werkstattbedingungen in die Fassadenelemente integriert. Der Vorteil: Höchstmöglicher Vorfertigungsgrad inklusive CNC-Abbund und Integration der Haustechnik unter optimalen klimatischen und technischen Bedingungen, eine rasche und präzise Montage auf der Baustelle und ein umgehender Wetterschutz.

 

 


Das Gebäude konnte bei laufendem Betrieb umgebaut und saniert werden.


Die Methode sorgt für Aufsehen: Im Vorfeld wurden bauseits die alten Fassadenriegel aus Stahlbeton demontiert, die nach innen versetzten Alu-Fenster wurden erst nach der Montage der neuen Fassadenelemente entfernt. Die neuen Fassaden stehen auf eigenen Fundamenten vor dem Bestand und wurden auf diesen zur Abtragung der vertikalen Lasten verankert. Zur Aufnahme der horizontalen Lasten wurden zusätzliche Stützen aus Brettschichtholz an die vorhandenen Stahlbetonstützen montiert, über die Toleranzen von bis zu sieben Zentimeter aufgefangen wurden. Für die hinterlüftete Fassade wurde das Wandelement in Holzrahmenbauweise mit verschiedenen Aufbauten ausgeführt. Aus statischen Gründen wurde beispielsweise der in die Wandelemente integrierte Hohlkastenträger beidseitig mit OSB-Platten beplankt.

 


Die neue Fassade der Grundschule ist nicht nur sehr attraktiv, sondern auch passivhaustauglich.

 

Die großflächigen Glasfassaden wurden als Pfosten-Riegel-Elemente integriert. Die Pfosten-Riegel-Fassade erfüllt mit einem Ucw-Wert von 0,8 W/m²K die hohen Anforderungen an den Wärmeschutz in Hinblick auf Passivhaustauglichkeit. Für den sommerlichen Hitzeschutz und die Verdunkelung der Räume sorgen elektrisch betriebene Raffstores, die in die Fassadenelemente eingearbeitet sind. Die Ingenieurholzbau-Spezialisten von Rubner in Augsburg erarbeiteten in Abstimmung mit den Planern das Fertigungs- und Montagekonzept, verantworteten die Produktion, den Transport aller Bauelemente mit nur dreizehn LKW-Fuhren sowie die Montage der kompletten Gebäudehülle. Ein Vorzeigeprojekt in jeder Hinsicht.

 

Alle Bilder: © Rubner / www.krall-photographie.de


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