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Hinter den Kulissen: Ein Blick auf das Denken eines Architekten

29. August 2023

Wenn Antoine Mabire über Architektur redet, spricht er von Empfindungen, Besuchen und Erzählungen, aber auch von Techniken und Ansichten. Im persönlichen Gespräch weiht uns der Architekt und Mitbegründer des Büros Mabire - Reich in Nantes in seine Anschauungen ein.

 

 


Antoine Mabire und Marie-Hélène Reich © Paul Chabot 

 

Im Studio, das er zusammen mit Marie-Hélène Reich leitet, erzählt Antoine Mabire von ihrem gemeinsamen Werdegang. „Wir sind unterschiedlich, aber ergänzen uns“, sagt er mit einem Lächeln. Gleichzeitig er gewährt Einblicke in seine persönlichen Schlüsselerlebnisse, an die er sich gern erinnert.

 

„In der Architekturschule gibt es einige Entdeckungen, die sehr prägend sind. Man liest viele Bücher, und man verfolgt die berufliche Laufbahn bestimmter Architekt*innen. Ich persönlich war schon immer von Siza und seiner Art, die Landschaft einzufangen, fasziniert. Als ich dann den Strand von Leça da Palmeira im Norden Portugals und die Poolanlage Piscinas das Marés besuchte – ein Werk des Architekten Álvaro Siza Vieira, das zwischen 1961 und 1966 erbaut wurde – spürte ich die Materialität, den Bildausschnitt. Man sieht den Himmel, die Materie. Das ist ein einzigartiges Gefühl.“


In der Tat ist dieser touristische Ort durch seine Integration des Gebauten in die Landschaft zu einem architektonischen Referenzort geworden. „Den/die Architekten/in durch die besuchten Projekte zu entdecken, ist etwas völlig anderes, als seinen Werdegang durch Bücher zu erkunden.“ Antoine Mabire betont darüber hinaus, dass das Konzept des Weges in der Landschaft auch eines der unverzichtbaren Elemente der Architektur von Mabire-Reich darstellt.

 

Das von Antoine Mabire und Marie-Hélène Reich realisierte Maison de Paysage ist wahrscheinlich nur eines von vielen Beispielen, in denen das Büro den Begriff der Landschaft umgesetzt hat.

 


© Guillaume Satre

 


© Guillaume Satre

 

Schon in der Schule wollte Antoine Mabire Architekt werden. Er las Bücher, die er von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte, und sah sich Dokumentationen an. Aber nichts kam seiner Meinung nach an die architektonischen Entdeckungen der ersten beiden Jahre seines Studiums heran. Er erinnert sich, dass er sich an der Architekturschule in Straßburg, wo er studierte, bei einem Modellworkshop aus Ehrgeiz dafür entschieden hatte, ein Modell der Villa Müller von Adolf Loos zu bauen. „Niemand wollte dieses Modell machen. Aber ich habe es gemacht und habe dabei in einem einfachen Kasten die ganze Arbeit räumlicher Komplexität entdeckt. Das hat mich sehr beeindruckt, und ich habe mir später gewünscht, die Räumlichkeiten in Prag zu besichtigen. Der Rundgang ist im Inneren so reichhaltig und die Entdeckung ist noch lohnender.“

 

Ein weiteres sehr anschauliches Beispiel für den Architekten ist die Kunsthalle Bregenz von Zumthor und – in einem anderen Stil – die Kathedrale von Royan von Guillaume Gillet und Marc Hébrard sowie auch das Kloster La Tourette von Le Corbusier: Allesamt große Referenzen, die nach und nach die Architektur des Büros geprägt haben und die der Architekt, der inzwischen Lehrer geworden ist, seinerseits gerne seinen Studenten zeigt.

 

Für Antoine Mabire wird die Architektur neben den verschiedenen Orten auch durch Begegnungen geprägt. So arbeitete der Architekt nach seinem Abschluss an der Architekturschule bei Bernard Huet. Ebenso arbeitete er später, nachdem er sein Büro gegründet hatte, mit Patrick Bouchain zusammen. Der Architekt räumt ein, dass er viel gelernt hat – Lernerfahrungen, die über eine einfache Arbeit hinausgehen. Fröhliche und positive Begegnungen, wie die mit Lacaton und Vassal, deren Baustelle das Büro betreut hat. Der Mann der Kunst erzählt uns, dass er immer noch gerne zeichnet, sich etwas ausdenkt, Ausblicke verschleiert, Filter schafft, den Ort erschnüffelt. Auch das ist für ihn Architektur.

 

 


© ArtefactoryLab

 


© Atelier Pyramid

 

Das Büro Mabire-Reich hat gerade ein wichtiges Projekt gewonnen. Es handelt sich um die Erweiterung des Justizpalastes in Nantes, ein Projekt von Jean Nouvel. „Es ist ein Projekt, das uns ins Schwitzen gebracht hat. Es ist nicht einfach.“ Aber heute sind die beiden Partner sehr zufrieden. Das Büro, das bislang verschiedene Projekte realisiert hatte, darunter sehr charakteristische Familienhäuser und eine Vielzahl von Bauten, die sich teilweise gerade in der Umsetzungsphase befinden, entdeckte durch das Bauvorhaben zur Erweiterung des Justizpalastes in Nantes die Welt der Justiz, der Sicherheit und der Normen. Die Mitwirkung an diesem Projekt, das Antoine Mabire selbst schon als Student fasziniert hat, ist nur ein weiterer Schritt auf dem Weg des Erfolgs.

 

Dieser Artikel ist eine übersetzte Bearbeitung
des Textes des Originalautors, Sipane Hoh

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