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Credo für nachhaltige Architekt*innen: Sharing is Caring

25. April 2023

In der Hoffnung, das Wachstum der Nachhaltigkeit im Bausektor voranzutreiben, teilt das dänische Architekturbüro Vandkunsten seine digitalen Werkzeuge mit der Welt. Architekt Jan Schipull Kauschen gibt uns einen Einblick, was hinter der Idee von opensource@vandkunsten steckt.

 

„Im Laufe der Jahre haben wir eine Reihe von Werkzeugen entwickelt und verfeinert, um spezifische Herausforderungen zu meistern, denen wir bei unseren Projekten begegnen. Wir haben erkannt, dass alle Architekt*innen wahrscheinlich an verschiedenen Stellen mit den gleichen Fragen konfrontiert sind und dass viel Energie darauf verwendet wird, die gleichen Antworten zu finden. Deshalb haben wir beschlossen, unsere Werkzeuge mit allen zu teilen", sagt Jan Schipull Kauschen.

 


Blå Hjørne (Die blaue Ecke) in Kopenhagen ist das Lieblingsprojekt von Jan Schipull Kauschen bei Vandkunsten. Das 1989 errichtete Gebäude ist ein frühes Beispiel für Ressourceneffizienz im Bausektor.
© Foto: Rasmus Hjortshøj

 

Kauschen ist Architekt und Partner des Kopenhagener Architekturbüros Vandkunsten, das dafür bekannt ist, in Sachen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einzunehmen. Das Motto des Büros lautet „Ohne Teilen keine Nachhaltigkeit“, und sie scheuen sich nicht, das zu tun, was sie predigen. Mit Kauschen als Initiator stellen Vandkunsten derzeit acht verschiedene Tools auf ihrer „Open-Source“-Website zur Verfügung, und es sollen noch mehr werden. Die Tools reichen von Dehnungsberechnungen für Holzfassaden über Lebenszyklusanalysen bis hin zu kompletten Plänen und Zeichnungen für ein hybrides, vierstöckiges Wohnhaus aus Holz. Die Initiative wurde von Architekt*innen und anderen Fachleuten des Bausektors in Dänemark sehr gut aufgenommen.

 


Der Lisbjerg-Hügel in der Gemeinde Aarhus gilt als bahnbrechendes, öffentliches Wohnbauprojekt mit einem hybriden System, das in hohem Maße auf unbehandeltes Brennholz setzt.
© Foto: Søren Nielsen

 

Nachhaltigkeit von der Stange versus grüne Innovationen

 

Aufmerksamen Lesern von Zeitungsberichten über Architektur ist vielleicht aufgefallen, dass Begriffe wie „Nachhaltigkeit“, „Upcycling“ und „Ganzheitlichkeit“ immer häufiger auftauchen. Bedeutet dies, dass die Branche nachhaltiger wird? Kauschen ist sich da nicht so sicher. „Früher dachte ich, dass sich die Dinge schnell in die richtige Richtung bewegen. Sicherlich sind vor allem junge Architekt*innen sehr daran interessiert, ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Bau- und Lebensweise zu leisten. Abgesehen davon treiben uns eine Reihe eifriger Fachleute immer noch voran, und die Tatsache, dass es uns gelungen ist, ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit in die dänischen Bauvorschriften aufzunehmen, ist ein großer Bonus“, sagt er und fügt hinzu: „Allerdings haben mir die jüngsten Erfahrungen gezeigt, dass viele Menschen Nachhaltigkeit nicht wirklich als gemeinsame Anstrengung sehen, und dass die Realität derzeit so aussieht, dass wir nur wenige Architekturbüros haben, die wirklich den Weg vorgeben. Außerdem gibt es einige Unternehmen – in der Regel Ingenieurbüros – die neue Nachhaltigkeitskonzepte anbieten, die eigentlich Lösungen von der Stange sind. Das macht die Sache zwar leichter zugänglich, schadet aber der Innovation und bringt uns nicht wirklich weiter.“

 

 


Balancen (das Gleichgewicht) ist eine Wohnsiedlung für Senioren in Ry, Dänemark.
© Foto: Astrid Maria Rasmussen

 

Gibt es zwischen Architekt*innen und Bauherr*innen oft Streit über Nachhaltigkeit? „Nein, eigentlich nicht. Viele Bauherr*innen wenden sich an uns, weil sie den ausdrücklichen Wunsch haben, die Branche herauszufordern und die Dinge in Bezug auf verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte voranzubringen. Das führt oft zu spannenden Projekten, mit denen wir Neuland betreten.“

 

Andererseits stellten die Bauvorschriften nach wie vor ein ernsthaftes Hindernis dar, meint Kauschen. „Manchmal schaue ich neidisch auf andere Länder, in denen das anders gehandhabt wird. Hier stoßen wir auf alle möglichen Hindernisse, zum Beispiel in Bezug auf Brand- und Schallschutzvorschriften. Es gibt unnötige Hemmnisse, wenn es um den Einsatz von biobasierten Materialien geht. Wir brauchen dringend eine Überarbeitung der Bauvorschriften, bei der die bestehenden Anforderungen gegen ökologische oder nachhaltige Belange abgewogen werden.“

 


Lokaler Schiefer und hölzerne Fensterrahmen schmücken die Wohnhäuser von Vandkunsten an der Osloer Hafenfront.
© Foto: May Line Knutsen

 

Gemeinsames Wohnen ist die Zukunft

 

Ein Architekt sollte auch die Anforderungen an den Komfort in Frage stellen. Da mehr Gebäude und mehr Menschen auf gleichem Raum leben, müsse man gemeinschaftlicher denken. „Wir können mit größeren Temperaturschwankungen, mehr Varianz und mehr Tageslicht leben, ohne die Gesundheit oder die Lebensqualität zu beeinträchtigen. Denken Sie an die Ressourcen, die wir einsparen könnten!“

 

 


Das Køge-Projekt basiert auf dem kommunalen Baugruppen-Denken aus Deutschland.
© Foto: Astrid Maria Rasmussen

 

Viele Projekte von Vandkunsten haben eine gemeinschaftliche Seite und erforschen verschiedene Facetten des gemeinsamen Wohnens und Lebens. In der Stadt Køge realisierte das Architekturbüro seine eigene Version der deutschen „Baugruppen“, einer Bauphilosophie, bei der die zukünftigen Bewohner die Möglichkeit haben, den physischen Rahmen, in den sie einziehen werden, mitzugestalten, sowohl in ihren Privatwohnungen als auch in den Gemeinschaftsräumen. „Dieses und andere Projekte zeigen, dass die Gemeinschaft und der Geist des Teilens entscheidend sind, um den Bausektor nachhaltiger zu gestalten. Auf diese Weise können wir den privaten Wohnraum reduzieren, was einen geringeren Ressourcenverbrauch bedeutet. Ein weiterer Vorteil ist, dass Menschen zusammenkommen. Auch das ist nachhaltig“, führt Kauschen seine Gedanken zu Ende.

 


Inspiriert von der lokalen Tradition wurde für dieses idyllische Sommerhaus auf der Insel Læsø Seegras als Baumaterial verwendet. 
© Foto: Helene Høyer Mikkelsen

 

„Interessanterweise war es anfangs ziemlich ruhig, und es gab nur wenige konkrete Fragen zu den Werkzeugen. Später fanden wir heraus, dass unsere Werkzeuge in einer Vielzahl von Fällen eingesetzt wurden, sowohl direkt in Projekten als auch als Grundlage für die Entwicklung anderer Werkzeuge. Ein großer Investor hat eine Reihe von LCA-Tools „Inspired by Vandkunsten“ entwickelt, und das ist das beste Feedback, das man sich wünschen kann“, freut sich Kauschen.

 

Dieser Artikel ist eine übersetzte Bearbeitung
des Textes des Originalautors, Henning Prytz Poulsen

 

 

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