28. Februar 2023
Nach seiner mehrjährigen Zusammenarbeit mit Stefan Matthys leitet Boris Schneider seit 2009 allein das Pariser Architekturbüro SAM architecture, das heute zehn Personen umfasst und sich durch seine ebenso bemerkenswerten wie ausgezeichneten Realisierungen auszeichnet.
Boris Schneider, Architekt deutsch-französischer Herkunft, studierte an der École Nationale Supérieure d'Architecture de Strasbourg. Nach seinem Studium arbeitete er bei großen Namen der Weltarchitektur wie Mario Bellini, Jean Nouvel, Renzo Piano und Paul Andreu. Um den Beruf besser zu verstehen, vervollständigte er seine Ausbildung bei einem Zimmermann und in einem Planungsbüro in Deutschland.
Der Werdegang von SAM architecture ist bemerkenswert. So erhielt das Büro 2005 den zweiten Preis bei Europan Prag und wurde 2008 Preisträger der Nouveaux Albums des Jeunes Architectes. Neben den hohen Ansprüchen an seine Projekte stellt Boris Schneider fast in jedem seiner Bauwerke die Gemeinschaftsräume in den Vordergrund, die nicht nur die Entwürfe bereichern, sondern auch ein echtes Interesse am Zusammenleben demonstrieren. In den meisten Fällen handelt es sich um dynamische Projekte mit innovativen Ideen, die in der Branche bislang selten genutzt wurden.
© Charly Broyez
© Charly Broyez
Die Schulgruppe Jean Rostand
In Hellemmes-Lille hat SAM architecture die Groupe Scolaire Jean Rostand realisiert, die sich durch ihr Passivhaus-Label auszeichnet. Das 2016 gewonnene Projekt befindet sich in einem ehemaligen Eisenbahnerviertel, in dem kleine Häuser stehen. Es wird nicht nur großen Anforderungen gerecht, sondern stellt biobasierte Materialien in den Vordergrund. Die Schulgruppe ist auf mehreren Ebenen angelegt: Im Erdgeschoss befinden sich auf der einen Seite die gemeinschaftlich genutzten Räume, darunter das Nachbarschaftshaus, auf der anderen Seite die Kindergartenklassen, die direkt auf den Garten blicken, und die Grundschule im ersten Stock. Das Ganze besteht aus einer geschickten Montage, die verschiedene Materialien zusammenbringt. So sind es handgegossene Ziegel, die die Fassade bedecken und ihr eine massive Seite verleihen, die an einigen Stellen mit Moucharabieh-Ornamenten verziert ist. Der geschliffene Betondeckel und das Holzgerüst vervollständigen die heterogene Struktur. Das Projekt weist eine Reihe von Details auf, wie zum Beispiel ein Netz, das als Trampolin genutzt wird und daher besondere Sicherheitsvorkehrungen erfordert. Auch die Holzmöbel wurden von SAM architecture entworfen.
© Rosario Badessa
© Rosario Badessa
Das Ägyptische Haus
In der Cité Internationale Universitaire de Paris wurde das „Ägyptenhaus“ - ein ebenso symbolträchtiges wie notwendiges Projekt - Ende 2022 fertiggestellt. Eine heikle Baustelle, bei der mehrere Probleme zu berücksichtigen waren, darunter die Verschmutzung der Ringstraße, der Lärm, die Lichtverhältnisse und nicht zuletzt die Präsenz einer Purpurbuche, deren Erhalt der Stadtplaner Bruno Fortier gefordert hatte. Hinzu kam der Wunsch von SAM architecture, aus der Materialität der Gebäude im alten Ägypten zu schöpfen. Daher griff das Büro auf die Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Architekturbüro Dar Arafa - geleitet von dem Architekten Walid Arafa - zurück, das an dem Aspekt der kulturellen Identität des Projekts arbeitete. Diese zeichnet sich durch ihre Form, die verschiedenen verwendeten Materialien und vor allem durch den Wintergarten aus, der über einer Mehrzweckhalle hängt und tropische Essenzen enthält. Darüber hinaus - und wie bei jedem Projekt des Büros - wurden die verschiedenen Verkehrsflächen zu echten Lebensräumen, wobei sie allen Nutzern der Räumlichkeiten den höchsten Komfort bieten. Kurz: Ein charakteristisches Projekt, das dank seiner Dachterrasse einen spektakulären Blick auf die Umgebung bieten wird.
© Arte Factory
© Arte Factory
Schulgruppe in Gennevilliers
Boris Schneider erzählt, dass das Büro SAM architecture in der ZAC des Agnettes in Gennevilliers ein Gebäude vorgeschlagen hat, das als Teil der Stadt konzipiert ist, der sich in Terrassen ausbreitet, um ein Ensemble zu schaffen, das sich mit der Stadt verbindet und sich zu seinem Viertel hin öffnet. Abgesehen von seiner Form und Volumetrie, die durch die Geometrie des Standorts bedingt sind, ist das Gebäude, das aus einer Betonstruktur besteht, rekonfigurierbar und modulierbar; der Ehrgeiz besteht darin, möglichst flexible Räume zu schaffen, um jeder Entwicklung vorzugreifen. Während das Erdgeschoss verschiedene Gemeinschaftsräume und einen Gemeinschaftsgarten beherbergt, sind in den beiden Obergeschossen der Kindergarten und die Grundschule untergebracht. Das Dach besteht aus einem Garten, der einen Gemüsegarten, ein Gewächshaus und einen als Natura 2020 eingestuften Bereich umfasst. Wie üblich achtete SAM architecture darauf, innerhalb jeder Ebene Gemeinschaftsräume hinzuzufügen, die eine fröhliche Alternative zu den verschiedenen starren Korridoren bieten.
© Arte Factory
© Arte Factory
Schulgruppe in Nanterre
Im Viertel Les Grous in Nanterre errichtet SAM architecture derzeit eine Schulgruppe mit E4C2-Leistung, die die Anforderungen an die Energieeffizienz mit gleichzeitiger Reduzierung von Treibhausgasen verbindet. Das Gebäude besteht aus einer Holzstruktur und strebt eine größtmögliche Reversibilität an. Zudem bietet es ein Maximum an Nutzungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund wurden die Volumetrie und die Struktur so rationell wie möglich gewählt. Neben dem einfachen und rationalen Programm mit großzügigen und geordneten Räumen gilt die ganze Aufmerksamkeit der Terrasse. Es handelt sich um ein Dach, das einerseits aus überdachten Galerien besteht, auf denen eine Vielzahl von Photovoltaikpaneelen installiert sind, und andererseits aus einem Stufentheater, das die Form eines Schmetterlings annimmt und für die natürliche Beleuchtung einiger Räume im unteren Stockwerk sorgt. Es sind gleich mehrere Tricks, die den Unterschied machen.
Dieser Artikel ist eine übersetzte Bearbeitung des Textes
des Originalautors, Sipane Hoh