25. Oktober 2022
Lange hat man Gebäuden auf verschiedenste Arten eine klassische Putzfassade angedeihen lassen, die langsam aus der Mode kam. Später breiteten sich explosionsartig die Nur-Glas-Fassaden, die – je nach Zusammensetzung – auch nicht immer die optimale Lösung in Hinblick auf die Klimafrage sind. Warum also nicht etwas „dazwischen“ andenken?
Von Barbara Jahn
Von Kopf bis Fuß: Villa Ca´ Gioia wurde komplett in gesinterte Steinplatten von Lapitec eingehüllt.
© Andrea Matiradonna
Vergangenheit und Zukunft
Die 1556 erbaute Villa Angarano von Andrea Palladio ist ihr territoriales Gegenüber: Ca’ Gioia tritt mit dem historischen und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörigen architektonischen Schwergewicht einen selbstbewussten, jedoch harmonischen Dialog an. Die von Architekt Francesco Pascali geplante und Anfang 2021 fertiggestellte Villa in Bassano del Grappa zeichnet mit ihrem L-förmigen Grundriss die Sedimente eines ländlichen Vorgängerbaus nach und interpretiert den Kanon der Palladianischen Architektursprache. Der westlich ausgerichtete und leicht erhöhte Flachbau mit Satteldach gegenüber ist mit dem zweistöckigen Hauptgebäude verbunden, um getreu dem Vorbild des Renaissancekünstlers, ein vollendetes Gleichgewicht zwischen monumentalen Formen und Schlichtheit zu schaffen. Die Volumen sind durch strenge Geometrien gekennzeichnet, in denen eine präzise Balance aus Leer- und Füllstellen herrscht.
Die hinterlüfteten Fassaden sind im Farbton Bianco Crema und die Feinbearbeitungen Arena, Dune und Vesuvio gehalten.
© Andrea Matiradonna
Für diese Balance sind 12 Millimeter dünne Platten aus gesintertem Stein von Lapitec verantwortlich, die die gesamte Villa – horizontal, vertikal und auch das Dach, auf insgesamt 600 Quadratmetern umhüllen. Die großformatigen Platten in der Größe 1500 mal 3.365 Millimeter wurden daher sowohl geschnitten als auch in ganzer Länge verlegt, um ein auf den Zentimeter genaues, maßgeschneidertes Ambiente zu schaffen. Die werden von einem mechanischen Verankerungssystem gestützt, dessen Verfugungen auf ein Mindestmaß reduziert sind, um den monolithischen und zeitgenössischen Charakter des Baus zu unterstreichen. Auch der technologischen Komponente kommt große Bedeutung zu: Das neben seiner Beständigkeit gegen UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und Witterungseinfluss auch vollständig nicht-poröses Material sorgt im Sommer durch die Senkung der Innentemperatur und als komplett wasserabstoßende gesinterte Stein im Winter für eine trockene Dämmung.
Das Hotel Nodo in Santiago de Chile schmückt sich mit der ersten bioaktiven Fassade des Landes.
© Christian Klotz
Stadt und Wald
Das Hotel Nodo in Santiago de Chile von Architekt Ricardo Stein ist das erste Gebäude, das in der chilenischen Hauptstadt aktiv gegen die Umweltverschmutzung in Südamerika vorgeht. Ziel des Designs war es, nicht nur ikonographisch einen Wald in einer Stadt zu etablieren, sondern es auch wie ein Wald funktionieren zu lassen, der die Luft wie ein künstlicher lebender Organismus reinigt. Um das Ziel zu erreichen, entschied sich Stein nicht für eine Designlösung mit natürlichen Materialien wie Stein und Holz oder die Schaffung architektonischer Räume, in denen Bäume wachsen konnten, wie Stefano Boeris berühmter „Bosco Verticale“ in Mailand, sondern entschied sich stattdessen für eine konzeptionelle Lösung. „Wir waren auf der Suche nach Oberflächen, die uns an Holz erinnern, insbesondere an Waldstämme, um das natürliche Element zu repräsentieren. Wir brauchten etwas, das zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung beitragen konnte, indem es als authentische Grünfläche fungierte. Das bedeutet, dass die Luft wie bei echten Bäumen gereinigt wird. Wir erkannten, dass die von Laminam hergestellten Oberflächen sowohl Image als auch Funktion erfüllen können.“
Die Fassadenplatten von Laminam werden dem Projekt optisch und inhaltlich voll gerecht.
© Christian Klotz
Die ikonischen Fassaden des Gebäudes sind mit 2.300 Quadratmetern Laminam-Platten mit einer Dicke von drei Millimetern verkleidet. Diese wurden mit einer bioaktiven Technologie behandelt, die bei Sonnenlicht wie ein lebender Pflanzenorganismus wirkt und in einem Jahr so viel Luft reinigt wie 1,5 Hektar Wald. Die Oberflächen reinigen sich mit dem Regenwasser selbst, wodurch der Reinigungs- und Wartungsaufwand drastisch reduziert wird, was erhebliche Kosten spart und die Eigenschaften und das Aussehen des Gebäudes langfristig bewahrt.
Spiel von Licht und Schatten: Die dreidimensionale Dreiecks-Fassade von HI-MACS ist bei Tag und bei Nacht eine urbane Besonderheit.
© Prashant Dubey, Nitish Goel
Licht und Form
In einem der am stärksten frequentierten Bereiche der Innenstadt von Neu-Delhi befindet sich das JK House von Conarch Architects, ein institutionelles Bürogebäude, das mit seiner monumentalen, dreidimensionalen Fassade für Aufsehen sorgt. Das ausdrucksstarke, plastische Erscheinungsbild wurde mit dem Solid-Surface-Material HI-MACS im ikonischen Farbton „Alpine White“ umgesetzt, das die Gebäudehülle mit einer geschickten Anordnung von Dreieckselementen in ein vertikales, dreidimensionales Kunstwerk verwandelt. Dank der Transluzenz des Mineralwerkstoffs lassen sich durch Fräsungen und Hinterleuchtung spektakulären Lichteffekten erzielen. So verleiht die großflächig hinter den geometrischen Formen installierte LED-Hintergrundbeleuchtung der Fassade dem Gebäude auch in den Abend- und Nachtstunden einen ganz besonderen Charme.
HI-MACS® Alpine White S728 ist das erste Solid-Surface-Material, das die Zulassung European Technical Approval ETA für Fassadenanwendungen erhalten hat.
© Prashant Dubey, Nitish Goel
Der Acrylstein erfüllt die hohen Anforderungen der Architekten weit über die ästhetischen Ansprüche hinaus: Die Fassadenverkleidung aus HI-MACS® erzeugt jedoch nicht nur einen plastischen Effekt, sondern veredelt und schützt zugleich die Bauwerksstruktur. Er ist äußerst robust gegenüber Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, UV-Strahlung, Wetter- und anderen äußeren Einflüssen, lässt sich durch die gleichmäßige, porenfreie Oberfläche reinigen und trägt so zu einer langanhaltenden Ästhetik des Gebäudes bei.
Beeindruckender, urbaner Eyecatcher: Die hinterleuchtete Fassadenecke des JK House in Neu-Delhi.
© Prashant Dubey, Nitish Goel