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Schiffsromantik am See

29. April 2021

Idyllisch am westlichen Ufer des Zürichsees in Thalwil, direkt am Ufer, liegt seit den 1950er-Jahren das Hotel Alexander, das kürzlich generalüberholt und baulich ergänzt wurde. Die Architekt:innen Marazzi + Paul aus Zürich und Brady Williams aus London haben einen Ort geschaffen, der seinen Luxus nicht durch Prunk, sondern durch ausgesuchte, natürliche Materialien, hochwertige Handwerksarbeit und attraktive Architektur zeigt. Der Bezug zum Wasser ist allgegenwärtig.


Von Thomas Geuder | Der Raumjournalist

 


© Rob Lewis

 

Die beiden Ufer des Zürichsees erstrecken sich über 40 Kilometer weit zwischen der Stadt Zürich und der Gemeinde Schmerikon. Hier am Wasser gibt es viele wertvolle Flächen, entsprechend dicht ist die Uferkante besiedelt. Direkt am Wasser aber findet man nur wenige Häuser, denn der Zugang zum Wasser gehört der Allgemeinheit.

 

Eines der wenigen Bauwerke direkt am Ufer ist das Hotel Alex Lake Zürich, das sogar einzige Gästehaus so nah am Wasser. Möglich ist das durch die Historie des Bauwerks, die bis ins Jahr 1589 zurückreicht, als es in Thalwil noch keine strikten Abstandsregeln zum See gab.

 


 © James McDonald

 

Maritime Ausstrahlung
Nach Jahrzehnten der Nutzung musste das Gebäude dringend renoviert werden. Um die örtliche Bautradition zu unterstützen, suchte der Betreiber für dieses Vorhaben bewusst nach Planungsbüros aus der Umgebung. So fand sich für die Sanierung und bauliche Ergänzung das Architekturbüro marazzi+paul Architecture and Urban Design aus Zürich.

 

Deren übergeordnetes Ziel war es, einen größtmöglichen Bezug zum See und seiner beruhigenden Wirkung herzustellen. Alle wichtigen Räume sind deshalb auf den See ausgerichtet, große Öffnungen lassen viel Licht in den Innenraum. Die Bar und das Restaurant scheinen sich sogar schiffsrumpfartig über das Wasser zu schieben. Durch seine Gestalt erinnert das runderneuerte Haus an eine maritime Ästhetik, übersetzt in eine immobile Architektur.

 


 © James McDonald

 

 

Art-Déco modern interpretiert
Auch im von dem Londoner Innenarchitekturbüro Brady Williams entwickelten Innenraum kommt diese Analogie zur Geltung. Die Herausforderung war es dabei, die Oberflächen und Materialien unter Berücksichtigung der Schweizer Normen und Richtlinien umzusetzen. Ein wichtiger Werkstoff, der im Innenraum zum Einsatz kommt, ist das Holz: Alle Böden sind mit Eichenparkett und hohen Fußleisten versehen, in den öffentlichen Bereichen wurden die Wände, teilweise auch die Decken mit aufwendigen Schreinerarbeiten verkleidet.

 


 © James McDonald

 

Die natürliche Ausstrahlung und die Wärme des Holzes soll so auch einen Gegenpol zum omnipräsenten Wasser erzeugen, das im Sommer zwar für eine wohltuende Atmosphäre sorgt, im Winter durchaus aber kalt und grau sein kann.

 

In den öffentlichen Bereichen von Bar, Restaurant und Lobby entsteht dadurch eine Art modern interpretierter Art-Déco-Stil, was vor allem durch die grafischen Designs und die Verwendung von bronzefarbenen Metallelementen, Marmor-Applikationen und einer lebhaften, aber nicht aufdringlichen Farbigkeit erzeugt wird. In den Zimmern setzt sich dieser charakteristische Gestaltungsanspruch konsequent, jedoch formal in etwas ruhiger Art fort.

 

 

      
 © James McDonald

 

Heizung durch Seewasser
Mit der Haustechnik ist es gelungen, für das Gebäude den Minergie-Standard zu erreichen. Teil Energiekonzepts ist es, die Wärmeenergie des Seewassers für Wasser-Wasser-Wärmepumpen zu nutzen, um damit die Heizung zu betreiben und Warmwasser bereitstellen zu können.

 


 © James McDonald

 

Die Heizungswärme wird über Bodenheizungen, Radiatoren, Klimakonvektoren und die Lüftung im Gebäude verteilt. Dieselben Wärmepumpen können auch zur Kühlung herangezogen werden, was allerdings nur zugeschaltet wird, wenn das „Fee-Cooling“ über das Seewasser nicht mehr ausreicht.

 


 © James McDonald

 

Stilvoll am Wasser
Derzeit kostet ein Doppelzimmer im Hotel Alex ab rund 350 Euro pro Nacht, das Penthouse ab rund 950 Euro. Inklusive ist ein malerischer Blick über den See und die Umgebung, mit der Stadt Zürich im Hintergrund. Einem Aufenthalt im achtsam und mit hohem gestalterischem Anspruch an Material, Form und Ausführung von marazzi+paul Architecture and Urban Design und Brady Williams orchestrierten Gebäude steht damit im Grunde fast nichts mehr im Wege.

 


 © James McDonald


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