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Die Bedeutung von Farbe in Architektur und Design

30. März 2021

„Farbe verleiht dem Design nicht nur eine angenehme Qualität, sondern unterstützt es auch“, so der französische Maler und Illustrator des frühen 20. Jahrhunderts Pierre Bonnard. Eine Behauptung, die heute umso zutreffender erscheint, als Farbe zu einem immer offensichtlicheren Element in der Welt der Architektur und des Designs wird.

 

Seit die Zapfenzellen unserer Augen eine Farbe von einer anderen unterscheiden können, sind Farben ein wesentlicher Teil unseres Lebens. Und in der Evolution war es für uns als Spezies entscheidend für unser Überleben, dass unsere Augen Farben wie Rot und Gelb (denken Sie an Ampeln) besser erkennen können als solche wie Grün und Blau. Unsere Wahrnehmung von Farbe ist jedoch auch sehr subjektiv und dabei zudem geprägt von unserer kulturellen und sozialen Identität. Wenn es also um das Thema Farbe in den Bereichen Architektur und Design geht, ist es wichtig zu betonen, dass es keine richtige oder falsche Farbe gibt. Stattdessen kann argumentiert werden, dass bei der Auswahl der Farben der räumliche Kontext einer vorgegebenen Situation berücksichtigt werden muss.

 

Wenn man Farbe aus einer geografischen Perspektive betrachtet, wird klar, dass auch die Geografie eine Rolle spielt: Betrachten Sie die farbenfrohe Architektur von Mexiko-Stadt, die gedämpften Kirchen aus Weiß und Eiche in den nordischen Ländern oder die pulsierenden, geschäftigen Ansichten französischer Küstenstädte – der geografische und kulturelle Hintergrund der/s Architektin/en wirkt sich auf die Identität der Gebäude aus.

 

 


Das neue Popl Burger Restaurant in Kopenhagen, das von Spacon & X entworfen wurde, zeigt durchweg gestrichelte Farben, um die Atmosphäre des Restaurants wiederzugeben.
© Bjørn Bertheussen

 

Die in Kopenhagen ansässige Architektin und Mitbegründerin des interdisziplinären Architekturstudios Spacon & X Nikoline Dyrup Carlsen hat dazu eine klare Meinung: „Ich finde, dass das Potential von Farbe in der Architektur gerade in Skandinavien unterschätzt wird. Farbe kann einen prägenden Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Räumen haben. Bei Spacon & X versuchen wir oft, Farbe als Mittel zu verwenden, um den Charakter des jeweiligen Projekts zu kommunizieren, sei es denjenigen eines Arbeitsplatzes, die Stimmung in einem Restaurant oder ein einladendes Gefühl in einem Hotel.“

 


Im gesamten Büro der dänischen Behörde für Sicherheitstechnologie werden lebendige Blau- und Gelbtöne verwendet, die das Ethos der Institution in Bezug auf Sicherheit und Wohlbefinden widerspiegeln. Entworfen von Spacon & X. © Spacon & X.

 

Hier kann man behaupten, dass Farbe grundsätzlich als kontextabhängig angesehen werden kann – unsere Wahrnehmung einer Farbe hängt von der konkreten Situation ab, in der sie gezeigt wird. Dyrup Carlsen fügt hinzu: „Als Menschen fordern wir mehr von den Räumen, in denen wir leben. Wir haben genug von der Verwendung von standardmäßigen White-Cube-Optionen und arbeiten von einem Punkt aufrichtigen Interesses für die Identität und DNA jedes Materials und jeder Oberfläche.“

 


Eine Installation von Margrethe Odgaard im Ausstellungsraum des dänischen Textilunternehmens Kvadrat, bei der Farbe als Kommunikationsmittel für die Designwerte des Unternehmens verwendet wird. © Kvadrat

 

Wenn man sich näher mit der Verwendung von Farben im Bereich Design beschäftigt, stööst man unter anderem auf Margrethe Odgaard. Die dänische Textil- und Farbdesignerin ist bekannt für ihre Arbeiten zur Annäherung an Farbe als umfassende Sinneswahrnehmung, die beim Betrachter positive Spuren hinterlassen kann. Sie hat gemeinsam mit Kvadrat, Muuto, HAY und anderen für ihre Ausstellungen an Orten wie dem Designmuseo Helsinki und dem Willumsens Museum gearbeitet. Auf die Frage, wie sie ihre Arbeit mit Farbe angeht, sagt sie: „Für mich ist es weniger eine Frage der Farbe selbst als vielmehr eine des Lichts – wie das Licht auf die Oberfläche trifft, auf der die Farbe haftet, wie es absorbiert wird, wie es reflektiert wird und letztendlich der Energie, mit der es das Auge erreicht. Die Arbeit mit Farbe ist für mich eine physische Manifestation von Licht auf einer Oberfläche, die uns und unsere Sinne nähren kann.“

 


Eine Reihe von Vorhangkompositionen von Margrethe Odgaard, die das Zusammenspiel mehrerer Farben in einem Patchwork-ähnlichen Layout untersuchen. Erstellt mit Odgaards Panorama-Textil für Kvadrat im Munkeruphus Museum. © David Stjernholm

 

Obwohl Farbe wie eine endlose Studie mit unendlichen Möglichkeiten erscheinen kann, argumentiert Odgaard, dass man sich ihr mit einer entschlossenen Haltung nähern muss: „Sie müssen Ihre Absicht mit der Farbe identifizieren. Welchen emotionalen und wahrnehmungsbezogenen Effekt soll sie hervorrufen? In welchem Kontext wird sie leben und wirken? Sie müssen eine klar definierte Vision und Richtung haben, von der aus Sie sich auf den Weg machen können.“

 


Der Eis-am-Stiel-Index: Studien zur sensorischen Wahrnehmung (2018) von Margrethe Odgaard. © Andreas Omvik.

 

Leider scheint es, dass, obwohl unsere Wahrnehmung von Farbe auf eine Vielzahl von Faktoren bestimmt wird – wobei unsere Individualität an erster Stelle steht – und man dennoch durchaus argumentieren kann, dass unabhängig von der Wahrnehmung der Kontext ein entscheidender Faktor ist, der bei der Arbeit mit Farbe berücksichtigt werden muss, sei es für die Wände eines Restaurants, die Schattierung eines Textilvorhangs oder den Farbton eines Stuhls.

 

Ursprünglich geschrieben von Nikolaj Hansson

 

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